Protyp Convenience

Convenience ist das englische Wort für Komfort, Bequemlichkeit oder Annehmlichkeit. „Convenient“ bedeutet nicht nur bequem, sondern auch geeignet, zweckdienlich, praktisch. Das Wort findet man zum Beispiel in dem Ausdruck „convenience food“, was Fertiggerichte bedeutet. Der Protyp Convenience drückt also die Eigenschaft eines Produkts (oder Services) aus, das für den Kunden ein Zeitgewinn und/oder eine Verringerung seiner eigenen (Denk-)Arbeitsleistung darstellt.

Protyp Convenience

Protyp #7 Convenience – Aus Jäckle S., Brüggemann U.: „Digitale Transformationsexzellenz“, Springer 2019

 

Im Endeffekt bedeutet Convenience die Eigenschaft eines Produkts (oder Services), das für den Kunden das Leben einfach macht. Fertiggerichte („convenience food“) machen das Leben einfach, indem der Hunger in weniger Zeit und mit wenig Arbeit gestillt wird.

Definition Protyp: 22 Protypen

22 Protypen – Aus Jäckle S., Brüggemann U.: „Digitale Transformationsexzellenz“, Springer 2019

Der Protyp Convenience (Protyp #7) ist eins von den 22 Protypen, d.h. „Konzepte, Kräfte und Muster“ der digitalen Dominanz.

Wann ist der Protyp Convenience besonders relevant?

Wenn zwei Produkte bei allen anderen Faktoren gleich sind, dann greift der Kunde immer zum Produkt mit dem höchsten Convenience-Faktor. Sollte zum Beispiel eine Fertigpizza genauso billig und gesund sein wie eine selbstherstellte, gibt es kaum einen Grund mehr, selbst eine Pizza vorzubereiten. Außer vielleicht, dass einige wenige Menschen Spaß daran haben, selbst zu backen.

Gleiches gilt für den Einkaufsprozess. Nehmen wir an, ich will einen bestimmten Schlagbohrer kaufen – der gleiche wie von meinem Nachbar –, weil ich am nächsten Wochenende damit meinen Vater zum Geburtstag beglücken möchte. Ich könnte zwar zum Baumarkt hinfahren, aber das kostet mir Zeit. Ich kann den Bohrer auch aus dem Katalog bestellen, doch da muss ich erst suchen und da weiß ich nicht, ob das Geschenk rechtzeitig ankommt. Alternativ kann ich im Internet-Shop bestellen. Da sehe ich sofort, ob der gewünschte Schlagbohrer da ist und wann er geliefert wird, meistens am Folgetag. Da gewinne ich Zeit, und ich spare die Sucharbeit im Geschäft und die Wege (Transport-Arbeit). In dem Fall ist der Einkaufsprozess im Internet der mit dem höchsten Convenience-Faktor.

Convenience ist wirtschaftlich bedeutend

Die Customer Experience ist heutzutage ausschlaggebend. Dass Convenience ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist, kann man am Stadtzentrum jeder mittleren Stadt in Deutschland sehen. Immer mehr Geschäfte müssen aufgeben; besonders spezialisierte Geschäfte, wo man typischerweise mit dem Ziel, etwas Bestimmtes zu kaufen, hingegangen ist, können nicht mehr mit Amazon, Zalando und Co. mithalten. Auch das Einkaufen aus dem Katalog hat ausgedient: Otto druckt nicht mehr – nur noch beim Internet-Shopping oder im App ist es jetzt möglich, bei Otto einzukaufen. Kurzum: Beim Einkaufsprozess ist „Convenience“ entscheidend.

Der Protyp Convenience ist also ausschlaggebend dafür, dass manche Business Modelle sich langfristig bewahren können: Bei gleicher Eignung des Gutes oder der Leistung zur Befriedigung seiner Bedürfnisse wird der Kunde sich immer für das Produkt (oder den Service) mit dem höchsten „Convenience“ entscheiden.

 


Alle Protypen sind im Buch „Digitale Transformationsexzellenz“ nachzulesen.

Digitale Transformationsexzellenz„Digitale Transformationsexzellenz. Wettbewerbsvorteile sichern mit der Customer Company Excellence Matrix“, 2019, Springer Verlag (Prof. Dr. Steffen Jäckle & Uwe Brüggemann).

Die grundlegenden wirtschaftlichen, technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen, die die meisten Geschäftsmodelle in Zeiten der Digitalisierung revolutionieren, werden darin anhand der Dominanz der 22 Protypen erläutert. Die im Buch eingeführte CCX-Matrix ist für Unternehmen ein wertvolles Analyse-Tool, um ihre eigene digitale Strategie neu zu erarbeiten und für die Zukunft erfolgreich zu gestalten.

Autoren:
Uwe Brüggemann ist Unternehmer, Interim Manager und Berater. Er ist Gründer & Geschäftsführer der BM-Experts GmbH in Berlin.

Prof. Dr. Steffen Jäckle lehrt an der Hochschule Ravensburg-Weingarten, Fakultät Technologie & Management und ist als Berater und Key Note Speaker tätig.