Bei dem diesjährigen Kongress der DDIM (Dachgesellschaft Deutsches Interim Management) am 4. und 5. November 2016 war die Digitalisierung im Mittelstand ein wichtiges Thema. Wir berichten über einen der spannendsten Vorträge.
Herausforderung Digitalisierung – Wie kriegt der Mittelstand das hin?
Dr. Jürgen Meffert, McKinsey, hat auf dem DDIM.kongress ein interessantes Plädoyer mit dem Titel „Herausforderung Digitalisierung – Wie kriegt der Mittelstand das hin?“ für die Digitalisierung als Geschäftsthema gehalten. Es sei kein IT-Thema, sondern die Veränderung über die eigene Unternehmensgrenze hinweg.
Bei diesem Thema könne man sich keine Zeit kaufen, man muss vielmehr eine schnelle und neue Sicht auf die sich verändernden „Ende zu Ende“-Kundenbeziehung bekommen.
Strukturänderung ermöglicht Digitalisierung
McKinsey sieht als Berater oft die dringende Notwendigkeit, die vorhandenen Abteilungs-Silos im Mittelstand aufzubrechen, um neue Geschäftsmodelle schnell zu realisieren. Genau an dieser Stelle ist das Wissen von praxisorientierten Umsetzungsberatern und Interim Managern notwendig. Dies könnten die Mitglieder des DDIM bieten.
IT der zwei Geschwindigkeiten
Herr Dr. Meffert sieht die Notwendigkeit einer IT der zwei Geschwindigkeiten. Als Fundament dient die erprobte Infrastruktur. Auf dieses Fundament wird die zweite agile Struktur aufgesetzt, in der neue Business Modelle schnell getestet werden können, ohne das Fundament zu gefährden.
Die Digitalisierung schafft neue Geschäftsmodelle
Nutzen statt kaufen?
Als einer der spannendsten Entwicklung sieht er den Trend zu der Share Economy, bzw. treffender gesagt: Nutzen statt kaufen. Beispiele sind hier Kaeser mit dem Verkauf von komprimierten Luft statt Kompressoren oder GE mit der Bezahlung der geleisteten Arbeit für ein Düsenstrahlwerk an einem Flugzeug.
Die Digitalisierung senkt die Eintritts-Barrieren
Als Mittelstand muss man sich auf ganz neue Spieler am Markt einstellen, da durch die Digitalisierung weder der Markteintritt in ein neues Segment noch die Geographie ein besonderes Hindernis darstellen. Dies kann für viele Mittelständer eine riesige Chance sein, wenn man sie nutzt. Wenn nicht, kann dies aber auch existenzbedrohend sein (Bsp. Buchhandel vs. Amazon).
Digitalisierung: eine Frage der Zeit
Zum Schluss ging er nochmal auf die Relevanz der Geschwindigkeit ein: Bei der Digitalisierung kann man keine Zeit verlieren und der größte Feind ist die Bequemlichkeit der Unternehmensführung. Nur wenn es die Unternehmensspitze will und forciert, werden die Mitarbeiter sich auf das Neue einlassen. Sie können dann als die entscheidende Ideengeber dienen.
Viele der Erkenntnisse, die Herr Dr. Meffert geschildert hat, können wir aus unserer Beratungspraxis bestätigen. Wir merken auch, dass die Digitalisierung oft dadurch gebremst wird, dass die verschiedene Abteilungen sich nicht einigen können und sich in Grabenkämpfen verlieren. Oft müssen sowohl die erste Impulse, als auch eine besondere Aufmerksamkeit bei der Implementierung, durch eine unbelastete Instanz (intern oder extern) erfolgen, um die Digitalisierung effektiv zu gestalten. Die Digitalisierung an sich ist machbar. Doch bei der Geschwindigkeit der Implementierung bringt eine Begleitung enorme Vorteile.