Der Mann ist für die Welt und auch für den Vereinigten Staaten eine Katastrophe. Das steht klar. Was macht er jedoch besonders falsch und was können Unternehmen lernen, um die Trump-Fehler nicht nachzumachen? Darum geht es in diesem zweiten Beitrag unserer Trump-Serie.
In einem ersten Artikel haben wir gezeigt, dass Trump wohl einiges richtig gemacht hat, um an die Macht zu kommen. Traurig, aber wahr: Trump beherrscht ein paar Tricks. Aber er ist trotzdem weder ein guter Leader noch ein guter Unternehmer. Was sind also die Top-5 Trump-Fehler?
Trump-Fehler 1: Fakten sind unwichtig!
Es begann am ersten Amtstag von Trump. Er wollte glaubhaft machen, dass mehr Menschen bei seiner Amtseinführung als bei Barack Obama dabei waren. Da waren Fakten unwichtig. Wo Fotos von den Ereignissen leicht zu vergleichen sind, sind diese Behauptungen (selbst)-täuschend. „Alternative facts“ (Kellyanne Conway) sind für ihn entscheidend.
Es mag anekdotisch wirken. Es ist aber fatal, wenn diese „alternative Fakten“ als Basis für Entscheidungen getroffen werden. Ein paar Beispiele für diese Falschinformationen?
- Covid-19 ist nicht gefährlicher als eine Grippe
- Der Klimawandel passiert nicht – es war ja kalt im letzten Winter
- King Jong Un ist ein feiner Kerl
- Die Macht des US-Präsidenten ist unbegrenzt.
Folglich unterschätzt Trump die Corona-Pandemie und wird selbst krank. Er kündigt das Pariser Klimaabkommen, obwohl gerade Kalifornien unter Waldfeuer leidet. Er erlebt eine wunderbare Freundschaft mit einem schlimmen Diktator. Und er wird immer wieder von Nancy Pelosi in seine Schranken verwiesen.
Was lernen wir davon?
Falsche Informationen führen zu schlechten Entscheidungen.
Was ist wichtig für Unternehmen?
Auch im Unternehmensalltag hören viele zu oft auf ihr Bauchgefühl. Und es betrifft die Entscheidungen tatsächlich häufig. Zum Beispiel: Ein Produkt war das ganze Jahr beim Kunden nicht erfolgreich? Aber ganz bestimmt wird er im Weihnachtsgeschäft viel Umsatz einbringen – es ist doch das perfekte Geschenk! Bestellen wir im Oktober doppelt so viel davon!
Um nachhaltige Entscheidungen zu treffen müssen Unternehmen die Fakten kennen. Das heißt:
- Qualitativ gute Daten sammeln, evtl. mittels KI organisieren/analysieren
- Daten in KPIs zusammenfassen
- Sich mit Experten (innerhalb und außerhalb des Unternehmens) beraten
- Kunden befragen (im B2B hat sich z.B. die Lead-User-Methode verdient gemacht).
Trump-Fehler 2: Strategien sind für Nerds!
Nehmen wir die Außenpolitik. Da hatte Trump vor seiner Wahl viel Großes vor: Die Ungleichheit der Beziehungen mit China zu heilen, die US-Truppen heimzuholen, die Mexikaner zur Bezahlung der Grenzmauer zu zwingen. Wie? Trump behauptete, dass er ein sehr gute Businessman und Verhandlungsexperte sei. Wie die Sache strategisch anzugehen sei, hat er nicht durchdacht.
Das Ergebnis ist eine dilettantische Außenpolitik, die Abnutzung einiger Außen- und Verteidigungsminister und keine Fortschritte. Trump probt das Machtspiel mit China durch höhere Zölle, schadet aber dabei die US-Wirtschaft. Die US-Militärkräften im Ausland sind genauso zahlreich jetzt wie vor 4 Jahren. Und die Mexikaner haben immer wieder klar gemacht, dass sie keine Mauer finanzieren würden.
Was lernen wir davon?
Ohne durchdachte Strategie kann kein Ziel erreicht werden.
Was ist wichtig für Unternehmen?
Für Unternehmen genauso wie in der Politik gilt: Es ist unabdingbar, klare Ziele zu definieren. Genauso wichtig ist, den Weg dorthin durchzudenken.
Eine McKinsey-Studie hat gezeigt, dass ein Mangel an Strategien genau der Grund ist, warum deutsche Unternehmen bei der Digitalisierung nicht voran kommen. Wie wertvoll gerade jetzt strategische Überlegungen sind, hatten wir schon in einem Artikel unserer Miniserie zur Corona-Krise dargelegt.
Dabei können das Einholen von Expertise von außerhalb hilfreich sein. Das ist etwas, dass auch von Trump oft leider vermieden wird. Denn:
Trump-Fehler 3: Meine Leute sind die Besten! Sind ja meine Leute.
Sein Schwiegersohn Jared Kushner ist in Trumps Augen ein ganz vernünftiger Mann: Er hat ja einen guten Geschmack bezüglich Frauen. Der Immobilienunternehmer ohne politische Erfahrung wurde zum Senior Advisor to the President. Seine Verantwortungsgebieten sind z.B. die Beendung des Nahost-Konflikts und die Beziehung zu Arabische Staaten, sowie die Organisationsstruktur des Weißen Hauses und das Büro für Innovation. Ein Tausendsassa! Darum hat er sein Büro nah am Oval Office.
Leider sind die Erfolge nicht besonders groß. Aber Trump vertraut ihn immer noch. Denn er ist ihm unbedingt loyal und bestätigt ihn in dem Glauben, dass er „der Beste“ sei.
Was lernen wir davon?
Wichtige Stellen sollten mit den besten Bewerber*innen besetzt werden.
Was ist wichtig für Unternehmen?
Oft wird bei der Besetzung von offenen Stellen in Unternehmen Leute bevorzugt, die man kennt. Weniger wird darauf geachtet, ob die Person wirklich die beste Besetzung ist. Ein klassischer Fehler ist zum Beispiel, einen Vertriebler, der gute Kontakten zur Unternehmensleitung unterhält, zum Vertriebschef zu machen.
Das kann böse enden. Erstens versteht möglicherweise der neu beförderte Mitarbeiter nicht, was er als Manager zu tun hat. Und dazu wird er durch seine Verbundenheit mit den Menschen, die ihn diese Riesenchance gegeben haben, nicht wagen, diese zu widersprechen, wenn sie im Begriff sind, einen Fehler zu machen.
Besser ist es, die offenen Positionen im Unternehmen mit qualifiziertem Personal in einem geordneten Verfahren zu besetzen.
Trump-Fehler 4: Wer mich nicht lobt, ist gegen mich!
Trump verlangt eine unbedingte Loyalität. Die Untergebenen sollten ihn über den grünen Klee loben und außerdem in allen Stürmen zu ihm stehen. Menschen, die das nicht tun, werden aus der Gruppe verstoßen. Das erklärt den sehr hohen Verschleiß an Top-Personal im Weißen Haus. Die Spitzenbeamten werden aus dem Amt gemobbt oder gefeuert.
Aus jemanden, der nicht „Amen“ sagt, macht Trump einen Gegner. Aus einem Gegner macht Trump einen Feind, mit dem man nicht kooperieren darf. Folglich muss jeder in der Entourage gegen diesen Feind kämpfen und ihn erniedrigen. Doch der Widersacher kämpft zurück. Zum Beispiel wächst die Anzahl von „Insider“-Büchern über Trump jährlich. Es bleibt kaum qualifiziertes Personal im Weißen Haus. Und die Demokraten schaffen es durch Trumps „Freund/Feind“-Denken immer besser, die Minoritäten für die Wahl zu mobilisieren.
Was lernen wir davon?
Wer nur Ja-Sager zulässt, verliert den Blick auf die Realität.
Was ist wichtig für Unternehmen?
Es ist für die Unternehmensleitung unabdingbar, verschiedene Meinungen zuzuhören. Die Ideen, die von den eigenen abweichen, und die Informationen, die sich nicht mit den eigenen decken, sind möglicherweise genau die Impulse, die das Unternehmen weiterbringen.
- Intern sollte man die verschiedene Positionen zulassen und eine Arbeitsatmosphäre schaffen, die Menschen zum Denken animieren. Zudem sollten sie sich damit wohl fühlen, ihre Ideen zu artikulieren.
- Extern können Sparring-Partner auf Augenhöhe, die eine andere Erfahrung aus verschiedenen Branchen mitbringen, den Anfangsimpuls bringen. Dies können befreundete Manager aus anderen Unternehmen oder professionelle Business-Sparring-Partner sein.
Außerdem ist in Unternehmen wie in der Politik ein Freund/Feind-Denken absolut fehl am Platz. Ziel soll es sein, Win-Win-Situationen zu erzeugen.
So selbstverständlich ist es nicht. Silo-Denken ist in Unternehmen verbreitet. Ganz klassisch sind die Konflikte zwischen Einzelpersonen oder gar Abteilungen, z.B. Vertrieb und Marketing. (Wie man das vermeidet, haben wir zum Beispiel hier erläutert).
Besser ist, Situationen zu ermöglichen, wo Kooperationen für alle Beteiligten fruchtbar sind.
Trump-Fehler 5: Glaubt mir! Nur gestern habe ich gelogen.
Trump hat schon immer gelogen. In der letzten Zeit ist es viel schlimmer geworden: Er lügt mittlerweile 50 Mal am Tag! Manche seiner Lügen mag er selbst glauben, siehe Fehler 1. Bei anderen ist es deutlich, dass er nur betrügt. Und er zwingt seine Entourage dazu, ihm gleich zu tun, siehe Fehler 4. Sein Verhalten schadet nicht nur ihm, sondern seinen Verbündeten, der Politik insgesamt (Stichwort Verschwörungstheorien) und letztlich den Vereinigten Staaten. Denn dieser Mangel an Vertrauen richtet sich nicht mehr gegen ihn persönlich, sondern es ist ansteckend. Keine Verhandlung, keine Diskussion, keine Partnerschaft ist möglich, wenn dem Partner nicht zu trauen ist.
Was lernen wir davon?
Lügen ist ansteckend. Doch ohne Vertrauen kann nichts gelingen.
Was ist wichtig für Unternehmen?
Dass Betrug, wenn entdeckt, viel Geld kosten kann, hat Volkswagen vor ein paar Jahren erlebt. Andere Beispiele sind Wirecard oder Deutsche Bank.
Gerade im Vertrieb erleben wir manchmal, dass unprofessionelle Mitarbeiter*innen es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen. Genau wie Trump seine Lügen posaunt („best economy“ oder „best healthcare system“), machen einige Vertriebler unbelegte Claims („bestes Produkt am Markt!“; „schnellste Lieferung“). Wenn sie auch noch offensichtlich falsch sind, schaden sie das Vertrauen, nicht nur in sich als Person, sondern in ihrem Unternehmen oder gar in ihrer Branche.
„Lügen haben kurze Beine“. Kurzfristig mögen sie einen temporären Erfolg bescheren. Langfristig sind sie schädlich. Transparenz, sowohl intern als auch extern, schafft auch für Unternehmen Mehrwert, indem das Vertrauen erhöht wird.
Bitte nicht nachahmen! Welche Trump-Fehler gibt es noch?
Es gäbe genug für ein ganzes Buch. Wir wollen aber kein Buch schreiben. Trump-Fehler gibt es zu viel, um darüber einzeln zu berichten. Fünf möchten wir noch erwähnen, die auch im Unternehmensalltag relevant sind:
- Kurzfristig denken
- Sich auf Kosten Anderer profilieren
- Kooperation als Schwäche auslegen
- Das Unmögliche versprechen
- Sich auf einer einzigen Informationsquelle verlassen
Von Fehlern kann man viel lernen. Leider stimmt dies nur, wenn die Bereitschaft da ist, Fehler zu erkennen. Bei Trump ist dies nicht der Fall. Er wird wahrscheinlich in die Geschichte eingehen, aber nicht, wie er selbst glaubt. Auf der Liste der schlechtesten Präsidenten in der Geschichte der Vereinigte Staaten belegt er vermutlich eine der ersten Plätze.
Von Trump lernen? Die Miniserie
- Können wir von Trump lernen? 4 Tipps, für Ihren Unternehmenserfolg
- Von Trump lernen? Teil 2: Bitte nicht nachahmen! Die 5 größten Trump-Fehler (dieser Artikel)
Über den Autor:
Uwe Brüggemann ist Geschäftsführer der BM-Experts, Interim Manager, Buchautor und Keynote-Speaker. Zu seinen Stärken zählt die Fokussierung des Vertriebs auf Kundenbedürfnisse. Seit über 20 Jahren im B2B-Management bringt er reellen Mehrwert besonders da, wo neues Denken erforderlich ist: in der digitalen Transformation, bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle oder bei der erfolgreichen Einführung neuer Produkte.
Bei diesen Themen brilliert, überzeugt und begeistert er – immer mit Sales Excellence im Fokus.
Uwe Brüggemann ist DDIM-Mitglied und Leiter der DDIM.regionalgruppe // Berlin-Brandenburg.
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