Der digitale Flughafen (3/4): Technologietrends, die auch da ankommen

Welche sind die Technologietrends, die auch für Flughafen-Unternehmen wichtig sind? Wie können digitale Tools, die momentan im Kommen sind, sinnvoll in Flughäfen eingesetzt werden? Im Teil 3 unserer Miniserie zeigen wir, welche Protypen dazu Potenzial haben.

Technologietrends - Protypen am FlughafenIn den bisherigen Beiträgen unserer Miniserie zum Thema „Der digitale Flughafen“ haben wir gezeigt, dass die Wettbewerbsfähigkeit von Flughäfen durch die digitale Transformation erhöht werden kann.  Und dass es passieren muss. Wir haben Protypen beschrieben, die einen Einfluss auf das Verhalten der Kunden (hier Passagiere) haben. In diesem Teil werden weitere Protypen vorgestellt, die technologische Game Changer für Flughäfen darstellen.

Technologietrends, die für Flughäfen wichtig sind

Protyp #2: Automatisierung

Automatisierung ist „das Ausrüsten einer Einrichtung, sodass sie […] ohne Mitwirkung des Menschen […] arbeitet“ (DIN V 19233). Es gibt viele Technologien, die eine Automatisierung erlauben. Vor 20 Jahren war es der Normalfall, dass die Passagiere einem Flughafen-Mitarbeiter den Boarding Pass zeigen musste, bevor sie weiter zum Departure-Areal weiterlaufen konnten. Heutzutage übernimmt eine Maschine diese Aufgabe.

Automatisierung ist für sehr viele, zuvor typisch menschliche Aktivitäten am Flughafen relevant. Und die größere Überraschung ist folgende: Die Automatisierung macht die Reise für Menschen stressfreier, wie ein SITA-Blogbeitrag verrät.

SITA Statistik: Mehr Automatisierung bedeutet weniger Stress

SITA-Statistik: Mehr Automatisierung bedeutet weniger Stress

 

Flughafen-Betreiber müssen sich die Frage stellen, in welchen Bereiche sie die Automatisierung einführen, bzw. weiterentwickeln können.

SECUNET Easygate

Ein Beispiel für Grenzkontrollen ohne Beamten: Secunet Easygate

Die Europäische Kommission unterstützt sogar bei behördlichen Aufgaben, wie z.B. beim Fastpass-Projekt. Manche Produkte sind schon vorhanden, so gesehen bei Secunet.

Protyp #1: AI

Unter Technologietrends ist AI der Hype – im positiven Sinne. Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wo und wie AI implementiert werden kann. Jean-Paul Isson, Chief Data Science and AI Officer bei SITA, der Software-Gigant in der Luftfahrt-Industrie, sieht die Relevanz in verschiedenen Prozessen:

  • Passenger Journey
  • Bag Journey
  • Airport Operations
  • Airline Operations
  • Ground Handlers
  • Border Management

In einem weiteren Blogbeitrag meint er, dass AI nicht mehr ein Wettbewerbsvorteil wird – sondern ein Nachteil, wenn man da nicht investiert. Er beschreibt der IMPACT cycle, um AI einzuführen.

SITA's AI impact cycle

SITA’s AI impact cycle

Protyp #10: Digitaler Zwilling

Unter den Technologietrends ist hingegen der Protyp #10, Digitaler Zwilling, eher ein Geheimtipp. Ein digitaler Zwilling (eher bekannt unter dem Namen „digital twin“) ist eine digitale Spiegelung des realen Systems, mit dem z.B. anhand von vorhandenem Wissen (Daten anderer Maschinen/aus der Vergangenheit etc.) und aktuellen Messungen in einer bestimmten Maschine bzw. Umgebung z.B. die Zukunft in Zeitraffer oder andere Szenarien zeigen kann. Dieser Protyp kommt auch hier zur Anwendung. Aktuell gibt es Überlegungen, wie Flughäfen dank Modellierung besser operiert werden können, z.B. dadurch, dass die Bewegungen von Passagieren vorausgesagt werden können.

Protyp #3: Blockchain

Blockchain kennt man oft von Zahlungssystemen oder Cryptowährungen. Aber der Protyp Blockchain ist überall da relevant, wo digitale Inhalte absolut fälschungssicher und trotzdem an jeden Ort zugänglich sind. Das könnten z.B. Identitätsdaten, was für Grenzkontrolle an Flughäfen relevant ist. Oder Flughäfen (Abflug- und Ankunftsflughafen) können dank Blockchain ihre Daten vertraulich und fälschungssicher tauschen können, damit die Prozesse fließender werden.

Schon jetzt organisiert sich die Luftfahrtindustrie, um Blockchain für Identitätsmanagement und für Datenmanagement zu benutzen.  Dazu ist gar ein Netzwerk ins Leben berufen worden, damit Interessanten sich austauschen, um Standards zu setzen: The Sovrin Alliance.

22 Protypen, eine Richtung

Anhand von „Protypen“ können Unternehmen Ideen entwickeln, um ihr Geschäftsmodell in Zeiten der digitalen Transformation zukunftssicher zu machen. Doch Protypen sind nicht mit Technologietrends gleichzusetzen. Im nächsten Teil unserer Miniserie stellen wir Protypen vor, die eher die Basis für eine weitere Transformation darstellen.

 

Der digitale Flughafen, die Miniserie
Bisher erschienen:

  1. Die Wettbewerbsfähigkeit der Flughäfen erhöhen
  2. Konzepte der Digitalisierung
  3. Technologietrends, die auch da ankommen
  4. Protypen, die eine weitere Transformation fördern

 


Wie kann man die Protypen nutzen?
Viele Beispiele sind im Buch „Digitale Transformationsexzellenz“ zu finden.

Digitale Transformationsexzellenz„Digitale Transformationsexzellenz. Wettbewerbsvorteile sichern mit der Customer Company Excellence Matrix“, 2019, Springer Verlag (Prof. Dr. Steffen Jäckle & Uwe Brüggemann).

Die grundlegenden wirtschaftlichen, technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen, die die meisten Geschäftsmodelle in Zeiten der Digitalisierung revolutionieren, werden darin anhand der Dominanz der 22 Protypen erläutert. Die im Buch eingeführte CCX-Matrix ist für Unternehmen ein wertvolles Analyse-Tool, um ihre eigene digitale Strategie neu zu erarbeiten und für die Zukunft erfolgreich zu gestalten.

Autoren:
Uwe Brüggemann ist Unternehmer, Interim Manager und Berater. Er ist Gründer & Geschäftsführer der BM-Experts GmbH in Berlin.

Prof. Dr. Steffen Jäckle lehrt an der Hochschule Ravensburg-Weingarten, Fakultät Technologie & Management und ist als Berater und Key Note Speaker tätig.