Die Flughäfen dieser Welt befinden sich derzeit im Aufbruch. Neue Technologien werden eingesetzt, die Geschäftsbedingungen verändern sich, Passagiere verlangen andere Leistungen als noch vor einigen Jahren. Und das für wenig Geld und so schnell und geschmeidig wie möglich. In den bisherigen Blogbeiträgen dieser Miniserie haben wir einige Protypen beschrieben, die diese Transformation fördern. Gesellschaftliche Veränderungen sowie neue Technologien sind dabei. In diesem Artikel geht es um Konzepte, die beides beinhalten.
Protypen, die sowohl eine technologische, als auch eine gesellschaftliche Transformation fördern
Es sind einige Protypen, die eine Mischung aus gesellschaftlichen als auch technologischen Veränderungen darstellen. Sie fördern und fordern eine weitere Transformation der Geschäftsbeziehungen. Neue technologische Entwicklungen erlauben eine Weiterentwicklung in einigen Bereichen, und die Menschen erwarten diese neuen Möglichkeiten in allen Gebieten. Diese Erwartungen wiederum bringen Unternehmen dazu, neue Technologien zu entwickeln, die nach und nach in allen Bereichen der Geschäftsbeziehung Eingang finden. Es ist sozusagen eine „Spirale“ der Entwicklung.
Protyp #4: Built-in Flexibility
Heutzutage sind Maschinen mit einer gewissen Flexibilität ausgestattet: Per Fern-Software-Update oder Downloaden einer neuen App ist die neue Funktion drin. Während früher die Geräte einfach das taten, wofür sie gebaut worden waren, ist es heute so, dass neue Funktionen nach und nach integriert werden.
Das beste Beispiel hierfür ist das Smartphone. Früher hatte man ein Telefon zum Telefonieren gekauft, und genau das tat es. Heute kauft man ein Smartphone, das zwar schon viele Funktionen hat, aber mit jedem App-Addieren eine neue bekommt: Mein Smartphone z.B. kann mittlerweile Pflanzen bestimmen, für meine Bank-Geschäfte mehr Sicherheit gewährleisten und mir Zugang zu Car-Sharing-Autos geben – und vieles mehr.
Was kann das Smartphone für die Passagiere in den Flughäfen tun? Die Flughafen-App ist ein Beispiel. Mit ihr könnte man zeitgenaue Information über die Flüge und persönliche Empfehlungen und Rabatte für Shops empfangen. In seinem Blog betont Nesan Jegasothy , Senior Border Management Portfolio Manager bei SITA, dass Smartphones und Tablets benutzt werden können, um die Arbeit der Grenzkontrolleure zu ersetzen oder zumindest zu erleichtern.
Nicht nur Smartphones, auch andere Flughafen-Geräte könnten von der möglichen Built-in Flexibility profitieren und eine weitere Transformation fördern: Stellen wir uns zum Beispiel vor, dass in der Zukunft die gleichen Maschinen, die die Bordkarte lesen, auch die Pässe der Reisenden lesen können – und dass sie an dem einem oder anderen Ort eingesetzt werden können.
Der Protyp #4, Built-in Flexibility regt also an, über weitere Transformationsmöglichkeiten nachzudenken.
Protyp #11: DIY
Bei dem Protyp DIY geht es darum, dass der Kunde einige Aufgaben selbst übernimmt, und dadurch einige Vorteile entstehen. Das kann entweder eine Kostensenkung sein, oder auch eine für den Kunden bessere Leistung.
Im Flughafenbereich haben in diesem Bereich schon viele Veränderungen stattgefunden. Als wir früher geflogen sind, hatten Fluggesellschaften oder Reisebüros unsere Tickets gedruckt; Fluglinien-Mitarbeiter*innen am Check-In-Schalter uns eingecheckt und unser Gepäck entgegengenommen. Viele von diesen Aktivitäten – und anderen – werden definitiv von den Passagieren in den meisten Fällen selbst übernommen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten finden sie es eigentlich OK. Bald können sie es sich nicht mehr anders vorstellen. Nach kurzer Zeit finden sie es gar besser als früher, weil sie da unabhängig geworden sind. Und sie verlangen, dass diese Freiheit in weiteren Bereichen auch Einzug nimmt.
Da wird es zum Beispiel vielleicht bald im Bereich Identitätsverifizierung eine Möglichkeit geben, wie Garry Kelly, Senior Solution Architect bei SITA Lab, behauptet. Denn wenn Passagiere daran gewöhnt sind, alles selbst zu machen, sind sie auch bereit, gegen Austausch von einigen Daten, sich selbst durch die Grenzen durchzulassen, ohne dass ein Polizist oder Zoll-Mitarbeiter involviert wird.
Wie könnte der Protyp DIY eine weitere Transformation fördern? Bevor die Fluggäste das Flugzeug selbst steuern, ist es zwar ein langer Weg. Aber einige Aktivitäten können am Flughafen mit weniger Mitarbeitern von den Passagieren direkt erledigt werden.
Die digitale Transformation fördern
Passagiere fordern eine stressfreie Reise. Trotz steigender Passagierzahlen ist es möglich, diese zu gewährleisten. Wichtig ist, das schon Erledigte weiterzudenken. So kann man die digitale Transformation am Flughafen fördern.
Dabei helfen, sozusagen als Denktools, die Protypen. Besonders die Protypen #4 und #11, die sowohl ein technologisches Element beinhalten als auch den Ausdruck eines gesellschaftlichen Wandels darstellen, sind dabei hilfreich. Wichtig für die Unternehmen ist, die Digitalisierung stets einen Schritt weiterzudenken. Sonst werden dies die Wettbewerber tun und die Kunden zu sich locken.
Digitalisierung am Flughafen: Die Miniserie
In dieser Miniserie haben wir gezeigt, wie die CCX-Matrix (Customer Company Matrix) am Beispiel der Flughäfen angewendet werden kann. Die Fokussierung auf dem Kundennutzen einerseits, sowie der Steigerung der Leistungserzeugung andererseits hilft, neue Ideen zu entwickeln. Außerdem helfen dabei einige Protypen. Mit acht verschiedenen Protypen-Beispielen haben wir gezeigt, wie man im Flughafen die digitale Transformation fördern kann.
Der digitale Flughafen, die Miniserie
Bisher erschienen:
- Die Wettbewerbsfähigkeit der Flughäfen erhöhen
- Konzepte der Digitalisierung
- Technologietrends, die auch da ankommen
- Protypen, die eine weitere Transformation fördern
Wie kann man die Protypen nutzen?
Viele Beispiele sind im Buch „Digitale Transformationsexzellenz“ zu finden.
„Digitale Transformationsexzellenz. Wettbewerbsvorteile sichern mit der Customer Company Excellence Matrix“, 2019, Springer Verlag (Prof. Dr. Steffen Jäckle & Uwe Brüggemann).
Die grundlegenden wirtschaftlichen, technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen, die die meisten Geschäftsmodelle in Zeiten der Digitalisierung revolutionieren, werden darin anhand der Dominanz der 22 Protypen erläutert. Die im Buch eingeführte CCX-Matrix ist für Unternehmen ein wertvolles Analyse-Tool, um ihre eigene digitale Strategie neu zu erarbeiten und für die Zukunft erfolgreich zu gestalten.
Autoren:
Uwe Brüggemann ist Unternehmer, Interim Manager und Berater. Er ist Gründer & Geschäftsführer der BM-Experts GmbH in Berlin.
Prof. Dr. Steffen Jäckle lehrt an der Hochschule Ravensburg-Weingarten, Fakultät Technologie & Management und ist als Berater und Key Note Speaker tätig.